Zipperlein – 5 fatale Irrtümer

Zipperlein - Gesundheitsblog Andreas Benez

Niemand hat sie und doch will sie jeder loswerden!

Ich weiß. Es ist halt so: wenn man älter wird, dann ziept es halt hie und da… Oder ist das nur ein Vorurteil?

Zipperlein? Was ist das eigentlich genau? Und warum ist das eben nicht normal? Und vor allem, wie werde ich diese lästigen Dinger wieder los? Die braucht doch kein Mensch… Richtig! Los gehts.

Wahrscheinlich kennt jeder die Bläck Fööss – längst über die Grenzen von Köln hinweg bekannt als eine der erfolgreichsten Kölner Mundart-Musikgruppen. Weniger bekannt dürfte ein schon etwas älteres Lied der „Fööss“ sein. Aber es passt perfekt zum Thema.

Zipperlein - Musik

Refrain (inklusive Übersetzung 😉)

 

He deit et wih un do deit et wih,

alles wat schön es, dat darf mer nit mih.

He deit et wih, un do deit et wih,

alles wat joot deit, dat kammer nit mih.

Zipperlein - Köln

Übersetzung für die Nicht-Kölschen:

Zipperlein - Lösung

 

Hier tut es weh und da tut es weh,

alles, was schön ist, das darf man nicht mehr.

Hier tut es weh und da tut es weh,

alles, was gut tut, das kann man nicht mehr.

Ziemlich gute Beschreibung von dem, was uns allen irgendwann blüht?

Zipperlein – was ist das eigentlich für ein komisches Wort?

Vom althochdeutschen Begriff für zittern oder trippeln abgeleitet, beschreibt das Wort „zippern“ die besondere Gangart von Menschen mit akutem Gichtanfall. Der griechische Arzt Hippokrates, der alte Haudegen, benutzte deshalb die Bezeichnung „Zipperlein haben“ zur Unterscheidung der akuten Gicht im Großzehengelenk von einer Arthritis.

Im heutigen Sprachgebrauch dagegen spricht man eher von Zipperlein, wenn man über „nicht ernstzunehmendes oder störendes Unwohlsein“ redet. Von kleineren Beschwerden oder Wehwehchen.

Niedlich...?

Zipperlein – das hört sich niedlich an und genau deshalb werden Zipperlein wohl auch nicht ganz so ernst genommen. Oder andersherum: die kleinen Beschwerden werden als „Zipperlein“ bezeichnet.

Lästig und störend, aber harmlos. Und den Spruch kennen die meisten wahrscheinlich auch: Wenn man über 50 ist und morgens aufwacht, ohne dass etwas wehtut, dann ist man tot! Was ein unglaublicher Quatsch! Da halte ich es lieber mit dem alten Heinrich Zille: Es tut weh, wenn man den Ernst als Witz verkaufen muss!

Zipperlein - Lästig

Zipperlein – Was ist das denn nu…?

Heutzutage gibt es einige „typische“ Zipperlein: 

  • Kreislaufprobleme
  • Schmerzen
  • besonders Gelenkschmerzen
  • Sodbrennen („saures Aufstoßen“)
  • Ein- und Durchschlafprobleme
  • Müdigkeit tagsüber ohne erkennbaren Grund
  • häufige Kopf- oder Rückenschmerzen
  • leichte Allergien oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
  • usw.

Interessant waren hierzu auch die Ergebnisse aus einer Umfrage, welche Du in meinem Blogartikel Gesundheitsfragen findest. 

Wofür sind die Zipperlein gut?

Unser Körper ist ein fauler Hund! Er macht nichts ohne wirklichen Grund. Und er rafft sich auch nicht aus purer Langeweile dazu auf, ein paar Zipperlein zu produzieren. Der Grund ist eher der: Dein Körper will Dir was sagen. Hey Du, hier stimmt was nicht, kümmere Dich mal drum!

Zipperlein - Warnsignal

Blöd dabei ist zugegebenermaßen, dass er Dir nicht auch gleich sagen kann, was denn hier nicht in Ordnung ist. Nehmen wir als Beispiel mal den Schmerz. Wir fassen auf die heiße Herdplatte und ziehen sofort die Hand weg! Besser so. Gut, dass es den Schmerz gibt… Und so ist das auch bei Gelenkschmerzen, Sodbrennen und den anderen Zipperlein. Unser Körper sagt: zieh die Hand von der Herdplatte (im übertragenen Sinn).

Abhilfe?

Was machen wir nun in den allermeisten Fällen? Klar, blödes Zipperlein – da gibt’s doch was von ratio… Genau…

Zipperlein - Medikament

Wir haben also Schmerzen. Unser Körper will uns sagen, dass wir gefälligst die Hand von der Herdplatte nehmen sollen – und was machen wir? Wir schalten den Schmerz per Tablette ab. 

Es ist gut, dass es Arzneimittel gibt, keine Frage. Wer mag schon Schmerzen? Aber ist das dauerhaft sinnvoll?

Der Schmerz ist zwar weg, die Ursache bleibt jedoch. Aber wir spüren den Schmerz nicht mehr – und vergessen dadurch gerne, dass die Ursache noch da ist. Also kann die Hand ja quasi auf der Herdplatte bleiben… Wir haben ja keine Schmerzen mehr. Unser Körper KANN dann nichts mehr sagen. Pflaster über dem Mund quasi…

Beispiel aus der Praxis

Bis ca. zu meinem 40. Geburtstag war ich völlig gesund – zumindest hätte ich mich so beschrieben. Danach ging es bei mir mit den Zipperlein los: Öfter mal Kopfschmerzen, damit fing es an. Eine Aspirin® hat meistens geholfen. Später Knie- und Rückenschmerzen. Da taten Schonung und Wärme gut. Öfter mal Sodbrennen, da halfen Säureblocker ganz gut. Durchschlafprobleme. Da hatte ich nicht direkt eine Lösung parat, Schlafmittel wollte ich einfach nicht. Mein rechter Unterschenkel juckte, ohne, dass an der Haut etwas zu sehen war…

Vieles habe ich selbst behandelt: Mit Pillen, verschiedenen Sälbchen, Tropfen, … Mit einigen Dingen ging ich auch zum Arzt – und bekam: wieder Medikamente, vielleicht mal eine Spritze oder eine Hautcreme. Besser wurde allerdings nichts. Ganz im Gegenteil!

Die Sache mit den Medikamenten

Jedes Medikament bewirkt etwas, was ja auch gewünscht ist. Aber jedes Medikament kann auch Wirkungen haben, welche wir mit Sicherheit nicht wollen – sogenannte „Unerwünschte Arzneimittelwirkungen“. 

Und die kann kaum jemand absehen… In meinem Blogartikel Im Krankheitsfall findest Du hierzu weitere Informationen.

Auch hier ein Beispiel…

Was macht man üblicherweise bei Sodbrennen: Bullrich-Salz, um die Magensäure zu neutralisieren oder gleich einen Säureblocker, damit die Säure gar nicht erst entsteht? Gibt ja sonst vielleicht ein Magengeschwür, im schlimmsten Fall sogar Speiseröhrenkrebs… Klar, dann besser keine Säure. Aber was machen denn Säureblocker (sogenannte Protonenpumpenblocker oder PPI)?

...und die Folgen?

Säureblocker sind in der Apotheke inzwischen frei verkäuflich. Und seither steigt der Konsum in Deutschland ständig. Säureblocker haben jedoch Einfluss auf den Magnesium-, Kalzium-, Zink-, Eisen- und Vitamin D- und Vitamin B12-Haushalt – ohne, dass man es direkt merkt. Alles Stoffe, die durchaus wichtig für uns sind. (siehe auch Vitaminmangel)

Zipperlein - Mikronährstoffe

Die indirekten Folgen daraus:  z.B. der Einfluss auf die Knochenqualität und damit auf das Fraktur-Risiko, also die Gefahr, dass Knochen leichter brechen können.

Oder unmittelbarer: Kopfschmerzen. Die sind im Beipackzettel tatsächlich auch als „häufige“ Nebenwirkung aufgeführt (1-10%). Aber auch da gibt es ja dann was… ASS oder Aspirin®! Das allerdings steigert dann die Vitamin C-Ausscheidung und hat zudem eine bekannte Wechselwirkung mit Vitamin E

Vitamin C ist an 15.000 (!) Stoffwechsel-Vorgängen beteiligt. Gut, wenn genug davon da ist und es eben nicht vermehrt ausgeschieden wird. Damit die Stoffwechsel-Vorgänge auch reibungslos funktionieren können.

Die „Zipperlein-Liste“

Angefangen hat es damals damit, dass mich eine Freundin darauf aufmerksam gemacht hat: „Du mit Deinen Zipperlein immer.“ Im Gespräch habe ich ihr gesagt, dass ich soweit gesund bin. „Schreib doch mal eine Zipperlein-Liste“ hat sie gesagt. Meine Antwort: Was zum Teufel ist den eine Zipperlein-Liste? Ihre Antwort: „Schreib mal drei Wochen auf, wenn irgendwas „nicht in Ordnung“ ist. ALLES! Und wenn Du schnell mal ne Pille einwirfst, dann schreib es daneben.“

Vorher kaum wahrgenommen, stand nach den drei Wochen folgendes auf der Liste:

  • 3 x Rückenschmerzen
  • 6 x Kopfschmerzen
  • 8 x Sodbrennen
  • 12 Nächte nicht durchgeschlafen
  • 7 Aspirin®
  • 8 x Säureblocker und 2 x Bullrichsalz…

Wow! Ich war doch gesund…?

Gesundheitsfragen - Zipperlein

Es ist wirklich spannend – kann ich Dir nur wärmstens empfehlen! Einfach mal ins Handy notieren oder auf einen Zettel. Kostet kaum Zeit und das Ergebnis ist häufig überraschend!

Die Ursachen für Zipperlein

Zipperlein - Balance

Zipperlein haben ihre Ursachen! Ganz einfach:

  • Es ist etwas zu viel
  • Es fehlt etwas
  • Oder es ist etwas im Ungleichgewicht, also aus der Balance

Das Alter spielt kaum eine Rolle – sonst könnte es keine völlig gesunden Menschen über 60 geben und schon gar keine richtig fitten „golden Oldies“!

Der typische Verlauf

Ganz typisch ist folgender Verlauf: Die Zipperlein schleichen sich ganz hinterlistig ein. Erst eins, dann zwei, dann drei … Sie kommen erst selten, hin und wieder mal. Du gewöhnst Dich mit der Zeit dran. Und dann kommen sie häufiger. Dazu kommen Medikamente – und auch die werden mit der Zeit mehr! Das Ganze wird verharmlost und gerne auf das Alter geschoben.

Ärzte werden bemüht, dann Fachärzte, dann mehr Fachärzte. Die verordnen Medikamente und schließlich irgendwann vielleicht eine Operation. Und die Medikamente zeigen Ihre Wirkung – auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Der Mensch hat zum Glück geniale aber teilweise sensible Regelmechanismen. Und auf diese Regelmechanismen können Arzneimittel Einfluss nehmen. Und dann können die Mechanismen nicht mehr richtig funktionieren.

Die Folge

Du merkst es schon: Es ist ein Teufelskreislauf, der nur schwer zu durchbrechen ist. Besser Du machst das rechtzeitig und gehörst im Alter dann zu den golden Oldies! Es liegt nicht am Alter. Es liegt daran, nicht auf die Warnsignale zu hören. Wer nicht handelt wird behandelt!

Was also tun bei Zipperlein?

Zipperlein sind die ersten Warnsignale. Hat man „mal“ Sodbrennen oder „Kopfschmerzen“ ist das ok. Aber hat man es wirklich nur „mal“? Eine Zipperlein-Liste hilft! Im Anschluss sollte man sich informieren. Es gibt genügend Ansprechpartner, die gerne helfen. Weitere Informationen hierzu findest Du in meinem Blogartikel Zweitmeinung.

Fakt ist auf jeden Fall: Je eher ein Zipperlein als solches erkannt und als Warnsignal verstanden wird, statt es zu verharmlosen, desto eher kann die Ursache abgestellt werden. Wenn die Zipperlein sich häufen, dann sollte es eben nicht dem Alter zugeschrieben werden, sondern man sollte sich auf die Suche nach der Ursache begeben und diese beheben.

(Erste ?) Hilfe durch Ärzte

Zipperlein - Erste Hilfe

Ärzte können helfen und die Symptome meist beheben. Oft sogar recht schnell. 

Allerdings begeben sich Ärzte aber aus diversen Gründen  im seltensten Fall auf die Suche nach den tatsächlichen Ursachen (siehe Blogartikel Im Krankheitsfall). Es gilt eher die Devise schnell durch Symptomkorrektur zu helfen und Schlimmeres zu verhindern!

Des Deutschen liebstes Kind...

Im Auto haben wir schöne und hilfreiche Warnlampen: Zu wenig Öl? Warnlampe!  Batterie zu schwach? Warnlampe! Zu wenig Benzin? Richtig, Warnlampe! Da bei uns Menschen zig Warnlämpchen einfach doof aussehen würden…?

Wie auch immer, wir Menschen haben eben keine Warnlämpchen. Wir haben „Zipperlein“! Auch wenn es vielleicht nicht so genau ist, klingt das Wort auf jeden Fall cooler!

Zipperlein - Warnsignal

Ein Warnlämpchen kann ignoriert oder übersehen werden. Die Zipperlein übersieht oder ignoriert man nur anfangs…

Zipperlein – fatale Irrtümer

„Wer sich von der Wahrheit nicht besiegen lässt, der wird vom Irrtum besiegt“ soll Augustinus Aurelius gesagt haben. Um vom Irrtum eben nicht besiegt zu werden, solltest Du folgendes vermeiden:

  • Zipperlein nicht als Warnsignal wahrnehmen
  • Zipperlein verharmlosen und aufs Alter schieben
  • Zipperlein missachten und nicht nachhaltig handeln
  • Bei Zipperlein auf Medikamente vertrauen
  • Sich an Zipperlein gewöhnen
Zipperlein - Handeln

Hätte ich selbst das alles früher gewusst und vor allem beachtet, wäre mir viel erspart geblieben. 

Irgendwann muss man sich mit den Zipperlein beschäftigen. Spätestens, wenn ernsthafte Erkrankungen daraus geworden sind. 

Das kostet nicht nur mehr Zeit, sondern auch viel Lebensfreude und Lebensqualität. Ignorieren hilft da nichts. Eat that frog! Kümmere Dich um Deine Zipperlein.

Was noch?

Um Zusammenhänge von Zipperlein, Alter, Ursachen und Möglichkeiten noch besser zu verstehen, kann ich Dir meine Bücherliste ans Herz legen. Ich schenke sie Dir:

Die 39 besten Bücher zum Thema Gesundheit – für alle ohne „weißen Kittel“ und Medizin-Studium

ALLES IMMER SO AUFBEREITET, DAS OTTO-NORMAL-VERBRAUCHER ES VERSTEHT UND SPASS BEIM LESEN HAT – GANZ OHNE „MEDIZINER-LATEIN“

Viel Spaß beim Schmökern – und auf dem Weg zum fitten „golden Oldie“!

Gesundheit geht auch anders!

Dein Andreas
Ganzheitlicher Gesundheitsberater und Präventionscoach

P.S.: Wenn Dich der ganze lesenswerte Songtext des eingangs erwähnten Songs der Bläck Fööss interessiert, dann findest Du hier den Text und auch die Übersetzung: Songtext und Übersetzung

 

4 Comments

  1. Hanna

    Das mit der Zipperlein-Liste mache ich mal – ich bin jetzt schon gespannt darauf.
    Vielen Dank für die Anregung.

    1. Andreas Benez

      Sehr gerne, liebe Hanna!
      Mehr Tipps findest Du auch auf meinem Telegram-Kanal „Gesundheit geht auch anders“: https://t.me/Gesundheit_geht_auch_anders
      Kurze Informationen zur Gesundheit – immer werbefrei! Viel Spaß und gesunde Grüße, Andreas

  2. Bianka

    Hallo Andreas.
    Vielen Dank für deine Beiträge…
    Der mit den Zipperlein ist mega gut… wie schnell greift man zu einer Tablette, ohne sich mit dem warum auseinander zu setzen… hier wird klar gemacht, mal genauer hinzuschauen. Danke noch mal

    1. Andreas Benez

      Hallo Bianka,
      Sehr gerne. Freut mich, wenn Dir die Beiträge gefallen.
      Zweck erfüllt würde ich sagen: Genauer hinsehen ist das Stichwort. Der Tabletten-/Medikamentenkonsum in Deutschland steigt stetig – und die Folgen sind kaum absehbar…
      Schönes Wochenende wünsche ich Dir.
      Gesunde Grüße, Andreas

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